Schüler und Zukunftspläne

(Oskar Sala, Gespräch vom 1. September 1989)

Hatten Sie nie einen Assistenten? – Oder Schüler?

Nichts, nichts, absolut nichts.

Und auch nie angestrebt?

Nein, angestrebt habe ich es eigentlich nicht, weil ich ja meine Instrumente selber konstruiert habe, was sollte ich denn machen, ich brauchte ja eigentlich auch niemanden.

Und wie geht es irgendwann einmal weiter?

Ja, wie geht es weiter, was soll ich machen; sehen Sie mal, wenn jetzt jemand kommt und will Trautonium spielen, was soll ich mit demjenigen machen? Ich kann doch nicht sagen, jetzt spielen Sie zwei Stunden, und ich gehe derweil nach Hause. Wenn ich dann zurückkomme, ist alles sind alle Einstellungen weg, und ich fange an, Fehler zu suchen. Beim alten Instrument hätte ich sie gefunden, am neuen Instrument kann ich sie noch nicht einmal finden, erst neulich habe wieder zwei Stunden rumgesessen, wo wir an einem Sägezahngenerator den Fehler gesucht haben. Am neuen Instrument kann ich das nicht mehr allein machen.

Es geht als Einzelner einfach nicht, dass man eine Schule aufmacht, das geht einfach nicht, das überfordert den Menschen; es ist auch die Verantwortung gegenüber einem jungen Menschen, dem man etwas beibringen will. Und ich müsste etwas haben um zu üben, mit einem Instrument geht das doch gar nicht, das ist ausgeschlossen. Ein Schüler muss auch ein Instrument bekommen; es muss doch wenigstens soweit sein, dass es Sponsoren gibt, damit dieses Instrument einmal nachgebaut wird, es kann ja nachgebaut werden. Die Professoren sagen zwar, die Schaltungen sind nicht industriereif, na schön…, trotzdem kann man das doch nachbauen, warum denn nicht! Es hängt jetzt eigentlich nur daran, dass eine Initiative da ist, die soweit geht, dass man ein wenig Geld dafür beschafft. Aber dafür scheint kein Geld da zu sein. Das ist natürlich bedauerlich, denn wenn das Instrument einmal irgendwo steht – wer weiß wo, vielleicht im Musikinstrumenten-Museum oder oder irgendwo – ist natürlich schwer, dann wieder so eine Sache einzurichten ((Inzwischen ist dies mit dem sog. Senatstrautonium und dem Trautonium 2000 geschehen.)).

Na ja, wir werden sehen. Erstaunt bin ich, aber ich komme wohl nicht drumrum, dass ich das an die 60 Jahre lang tatsächlich alleine gemacht habe.

(heftiges Lachen)

Es ist ganz grotesk, ganz grotesk.

 

Und für die Zukunft planen Sie Konzerte mit Ihren neuen Instrument, neue Stücke, neue Ideen, auch neue Filme?

Neue Filme – das will ich mal sehen. Ehrlich gestanden reiße ich mich um neue Filme zur Zeit nicht. Ich meine, ich habe es ja nun mitgemacht, die zahlreichen Dinger da.

Dann steht jetzt wieder mehr der Live-Auftritt im Vordergrund?

Nicht nur der Live-Auftritt, ich will auch jetzt Kompositionen machen. Ob die nun auf Band oder auch auf Schallplatte, ob es nun welche sind, die spielbar sind, live, oder nicht spielbar sind, das soll auch noch ganz offen bleiben. Mit dem Film – da wäre mir ganz lieb, wenn damit absolut Schluss wäre; einen Film kostet ganz schön Zeit und Energie. Ich habe jetzt gerade wieder einige Effekte für einen Durniok-Film gemacht, da saß ich wieder drei Tage da, das geht ja noch; ich kann die Effekte ja machen, aber dann muss man bei der Mischung und sonstwo mitmachen, da ist man eben weg. Und wenn man den Film nun ganz allein macht – das war hier nicht der Fall, ich brauchte bloß noch Effekte zu machen – ist das immer wieder eine Aufgabe, die einen ganz neu fordert, da kann man nicht sagen, man hat Routine, jeder Film hat wieder ganz neue Dinge, in die man sich einarbeiten muss. Und das nimmt einen mit, und dann liegt wieder alles andere brach. Das kann ich mir in meinem Alter jetzt eigentlich nicht mehr leisten.

Ich muss unbedingt kompositorisch so weit kommen, wie es irgend weit geht um von diesen wunderbaren neuen Methoden noch Gebrauch zu machen. Gott sei Dank, steht im Augenblick keine weitere Live-Geschichte an, ich möchte gerne warten, bis Transportkisten da sind, damit das nicht immer so ein Risiko wird, mit dieser Umzieherei. Jetzt möchte ich gerne einmal arbeiten, so richtig kompositorisch wieder arbeiten, das reizt mich. Gerade habe ich eine neue Komposition begonnen, damit geht es weiter, da kommt vielleicht noch ein Satz zur Suite hinzu, dann ist sie fertig mit vier Sätzen. Dann will ich eben noch andere Sachen machen, die wieder so an meine elektronischen Impressionen rankommen, aber mit den neuen Mitteln hier – mal sehen, ich bin gespannt, vielleicht klappt es.